Nun naht das Fest der Liebe und das führt bei vielen zu einer gewissen Nervosität. Manche können mit soviel Liebe nicht umgehen, andere fühlen sich schon wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Immer kommt alles so plötzlich. Die Zeitungen und das Internet sind voll von Warnungen. Der Heiligabend, das soll ja ein emotionales Minenfeld sein. Manche grundgütige Menschen, die das ganze Jahr eigentlich gut drauf waren, sollen plötzlich richtig grantig werden können.
Neulich war auch zu lesen, dass im Ranking der grantigsten, also unfreundlichsten Städte der Welt Wien nicht mehr auf Platz 1 rangiert, sondern abgerutscht ist auf Rang drei. Ganz oben steht jetzt Berlin, gefolgt von München. Um zu solchen Ergebnissen zu kommen, befragt man ja selten die Einheimischen, sondern sogenannte Expats. Zuagroaste wie man in Bayern sagt. Aber da wirds schon schwierig. Ab wann ist man ein Zugezogener? Und ab wann gilt man als Einheimischer? In Landsberg reichen da z.B. drei Generationen nicht. Wie es sich mit Schwaben (Berlin), Jugos (Wien) oder Fischköppen (München) verhält weiß ich nicht. Auch weiß ich nicht, wie die Eingeborenen einen Zuagroasten immer genau erkennen wollen. Denn handelt es sich nur um einen Besucher der Stadt, ist die Stimmung bestimmt etwas fröhlicher. Denn dann weiß der Eingeborene, der geht eh wieder. Aber was ist, wenn er doch bleibt und das nächste Grätzl gentrifiziert? Schalten da viele dann einfach vorsorglich schon mal in den Zwidermodus?
Um auch Landsberg mal in einem solchen Ranking vorkommen zu lassen, planten mein geschätzter Freund und Weinhändler Bernie Ostenrieder und ich vor Jahren schon ein revolutionäres Geschäftsmodell. Wir wollten einen Laden mit dem Namen "Zwider" eröffnen. Hier hätte die Kundschaft neben dem Kauf von Wein und Vinyl gegen Aufpreis auch wohlfeile Beleidigungen seitens des Personals in Anspruch nehmen können. In Bayern, wo die Grundgrantigkeit ja eigentlich zum guten Ton gehört, dachten wir, hätten wir gute Chancen. Leider entwickelten sich die Zeitläufte ungünstig. Das persönliche Einkaufen mit Gelegenheiten zu echten zwideren Begegnungen kam aus der Mode. Für fernmündliche Beleidigungen hätten wir noch Konzepte gehabt. Aber online waren wir einfach zu spät dran. Demütigungen in den Warteschleifen von Behörden und Konzernen gehören heute sowieso zum kleinen Bussines-Einmaleins. Die fiese Nichterrreichbarkeit des richtigen Ansprechpartners bei Energieversorger oder Onlineshop und das fein ausgeklügelte Hinhalten bis einem der Kragen platzt. Dieses Handwerk beherrschen heute fast alle. Durchdigitalisierte Geschäftsmodelle sowieso. Was hätten wir noch ausrichten können, wenn es heutzutage vom Netzbetreiber Zementwatschen gibt wie solche: "Sollte das Internet bei Ihnen gestört sein, kontaktieren Sie uns bitte über das Kontaktformular unserer Website. Wir kümmern uns so schnell wie möglich um Ihr Anliegen". Dafür zahlt man nicht selten auch noch Servicepauschalen und dergleichen. Ich bin beeindruckt wie gut das alles klappt und muss einsehen, dass unser Zwider-Geschäftsmodell zwar in die richtige Richtung gedacht war, aber leider nicht ausgefeilt genug - und zudem unterfinanziert.
Denn mit einer gewissen Finanzspritze wäre vielleicht noch nicht alles verloren. Vielleicht könnte man den Abstand einholen. Wer also noch Geld übrig hat, kann es gern in unsere Zwider Company einzahlen. Wir gründen dann ein Start-up und versprechen auch allen Investoren mit grundsolidem Hohn und aufrechter Verachtung zu begegnen. Im Erfolgsfall exportieren wir dann dieses Modell auch auf andere Planeten im Sonnensystem. Die soziale Komponente ist dabei übrigens auch nicht ganz unerheblich. Denn nur wer echte Unfreundlichkeit erlebt, weiß das Gegenteil zu schätzen.
Als Discy Präsident wünsche ich nun allen, unabhängig davon, ob man sich vorher noch sieht, möglichst unzwidere Feiertage und zum neuen Jahr viel Dings. Man weiß nie, was es so bringen wird und ich rufe daher allen ein fest entschlossenes "Schau mer mal" entgegen. Und ich sage danke an alle, die auch in diesem Jahr wieder dazu beigetragen haben, dass das Discy Schiff trotz rauher See nicht untergegangen ist!
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Wir sind bis Dreikönig noch täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Nur nicht an den Feiertagen und an Silvester, da ist zu. An Heiligabend öffnen wir das Kontor von 09:30 bis 12:30 für allerlei Last Minute Optionen. Von 06. bis 16. Januar gehen wir in Weihnachtsferien. Falls es jemand interessieren sollte, wo es hingeht? Nach Wien natürlich. Mithelfen, das nächstes Jahr wieder Platz 1 erreicht wird.
Playlist
Die Liste all der Musik, die derzeit bei uns im Laden läuft, sprich in den letzten Tagen und Wochen aufgelegt wurde. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Im Gegensatz zu all den Streaming-Playlists besteht unsere Playlist aus Alben und nicht aus einzelnen Songs. Denn wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Kunstform des Musikalbums eine erhaltenswerte ist. Wir spielen viel Neuheiten, aber natürlich greifen wir auch in die Archive. Bei der Playlist verzichten wir aus Zeitersparnis auf Links. Wir gehen mal davon aus, dass sich alle zu helfen wissen, wenn man im Netz mal irgendwo reinhören will. Das meiste ist auf Vinyl und CD erhältlich. Schlussendlich helfen wir bei Fragen auch gern persönlich weiter und beantworten alles, egal ob was, wie, warum oder wieviel... und auch wo und wohin...
The Unthanks - In Winter
Bill Laurance & Michael League - Keeping Company
Julien Daian - Suppose It Is Butter
Cesaria Evoria - Greatest Hits
Ezra Collective - Dance, No One's Watching
Various - Winter In Cape Town Vol.3
Fleur - Fille Sauvage
Calexico - Feast Of Wire
Grant Green - Idle Moments
George Duke - Keyboard Giant
Eva Cassidy - Walkin' After Midnight
Lucinda Williams Sings The Beatles
Pablo Held - Desperate Dance
Gillian Welch & David Rawlings - Woodland
Andrew Bird - Sunday-Morning Put-On
Sokratis Sinopoulos Quartet - Eight Winds
Dorothy Ashby - Afro Harping
Sam Phillips - A Boot And A Shoe
Christy Moore - A Terrible Beauty
PJ Harvey - White Chalk Demos
The Wood Brothers - Heart Is The Hero
Jaimi Faulkner - Allen Keys And Broken Bits
Amy Warning - Auszeit
LBT - Abstrakt
Moonband - Back in Time
Pale Jay - Low End Love Songs
Father John Misty - Mahashmashana
David Gilmour - Luck And Strange
John Grant - Queen Of Denmark
Wir sehen uns!