Müll, Baby

Müll, Baby

Elektropost vom 11.03.2022

Mit dem ersten Brenner seit 8 Jahren hat Wolf Haas sein selbst erschaffenes Rad auch nicht nochmal neu erfunden. Aber erstens muss er das auch nicht und zweitens sind wir dadurch schon beim Thema: Kreislauf!
In "Müll" ist der Brenner (ex-Polizist, ex-Sanitäter, ex-Detektiv) nun als Mistler tätig. Dabei öffnet sich gleich die nächste Ebene: Völkerverständigung. Der Piefke lernt österreichisch. Wertstoffhof = Mistplatz, Container = Wanne, Mistler = gibt's kan. Außerdem lernt man einiges über Organhandel, und wie die beiden Länder voneinander profitieren. So ein Wolf Haas Roman war immer schon eine schöne und pointenreiche Unterhaltung. Das ist auch bei "Müll" nicht anders. Ich musste beim Lesen wieder an einen besonderen Moment in meinem Leben denken. In einem großen Münchner Schuhgeschäft stand ich vor Bergen von Schuhen. Alle vorbildlich präsentiert, so wie man das im Warenpräsentationsseminar gelernt hat. Ich war aber offensichtlich das völlig falsche Zielpublikum, denn ich hab außer einem großen Müllberg nichts erkannt.
Beim Brenner hab ich nun gelernt: Kleidung in Wanne 2, aber auf keinen Fall die Niere. Mag sein, das die Brenner Romane Krimis sind. Falls sie Krimis sind, sind es keine Krimis, deren Verfassen man im VHS Abendkurs lernt. Da lernt man zb Regionalkrimis schreiben. Vor einigen Jahren hab ich mal etwas in die Hand bekommen, das sich Landsberger Regionalkrimi nannte. Da habe ich den Baum bedauert, der dafür sterben musste und war froh, dass es einen Mistplatz gibt. Ich sag mal, hätte diesen Krimi ein Schüler des Deutsch- Leistungskurses geschrieben, hätten sich zwei Lehrer vortrefflich darüber streiten können, ob man den Schüler jetzt loben soll, weil er die Krimiform so lehrbuchmäßig eingehalten hat, quasi Malen nach Zahlen. Oder ob man ihm wegen mangelnder Fantasie eine Karriere als Buchhalter empfehlen sollte. Jedenfalls hat sich dieser Landsberg-Krimi gut verkauft, aber nicht bei uns. Ich habe mich geweigert dafür Platz freizuräumen und ihn allenfalls aus dem Giftschrank geholt, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Waren halt doch viele Landsberger scharf d'rauf, auch mal Vorderanger und Hinteranger in einem Roman lesen zu können. Das hat natürlich wieder einmal bewiesen, dass wir gar keine richtige Buchhandlung sind. Aber der Haas schafft es auch nicht, richtige Regionalkrimis zu schreiben, trotz Zell am See, Graz, Salzburg, Klöch oder Wien. Aber jetzt aufgepasst: Alles keine Region und Wien schon gar nicht!

Nochmal zu den anstehenden Konzerten im Stadttheater.

Im Vorverkauf sind derzeit:

Mulo Francel & Chris Gall 30.03.

und

Bananafishbones 03.04.

in Kürze beginnt der VVK zu

Delvon Lamarr Organ Trio am 29.04.

und dann kommt das Trio grandioso

04.05. Marc Ribot

06.05. Jimi Tenor & Bigband Dachau

15.05. Abdullah Ibrahim

Weitere Infos dazu auch in den letzten Elektropöstern oder immer über stadttheater-landsberg.de. Tickets gibt es nur dort und über Ticketservice Vivell. Nicht bei uns...

Ob man in diesen Zeiten zusammenkommen soll, um eine "good time" zu haben oder ob es "erlaubt" ist zu lachen und Spaß zu haben? Das sind berechtigte Fragen angesichts der Tatsache, dass vielen unschuldigen Menschen derzeit das Leben systematisch zur Hölle gemacht wird. Es kann darauf aber nur eine Antwort geben und die heißt: Ja! Der Gewaltverbrecher baut seine Herrschaft auf Angst. Jedes Mittel, das die Angst in Widerstand verwandelt, ist dabei richtig. Ich würde sogar sagen, dass zu den schärfsten Waffen auch der Witz und der Humor gehören. Der Gewaltverbrecher hat Angst vor der Entlarvung seiner erbärmlichen Existenz. Er hat Angst vor lachenden Menschen, die sich gegen ihn solidarisieren. Er hat Angst vor Menschen, die keine Angst vor ihm haben. Er hat Angst vor den Freuden des Alltags. Was wollen wir verteidigen, wenn nicht das?

Für viele ist es das erste Mal, dass sie sich als Zielscheibe fühlen. Als Angriffsfläche für eine derartige Aggression. Und das schlicht, weil man zufällig zu dieser oder jener Gruppe gehört oder der Gewaltverbrecher schlicht behauptet, dass man Teil einer zu bekämpfenden Gruppe sei. Solche Dinge waren bis dato für viele weit weg und die Auseinandersetzung damit nicht auf der Tagesordnung. Dabei war das alles immer schon sehr nahe. Und dabei meine ich natürlich auch Syrien und den ganzen schwachsinnigen "Dschihad" etc. Auch das Schicksal "der Juden" in Europa ist ein Thema, das man immer noch oft verdrängt oder nicht in seiner Gänze begreifen will. Wie man mit Ausgrenzung, offenem Hass und systemischer Unterdrückung umgehen und sich im kleinen dagegen wehren kann. Wie man versuchen kann nicht den Verstand zu verlieren, wie man ihn trotzdem verlieren kann und noch viel mehr untersucht dieses Buch hier: "Vom jüdischen Witz zum Judenwitz" von Louis Kaplan (Die andere Bibliothek).

oder für Fortgeschrittene: "Papa Dictator" vom JaJa Verlag, alle Ausgaben erhältlich über uns...

... zu diesen Öffnungszeiten

Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr
Samstag 9:30 bis 18:00 Uhr
und
Mittwoch 10:00 bis 14:00 Uhr
Donnerstag 14:00 bis 18:00 Uhr

Telefonisch erreicht man uns tagsüber meist auch außerhalb dieser Öffnungszeiten und per eMail quasi rund um die Uhr.

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