Sommermärchen?

Sommermärchen?

Elektropost vom 14.06.2024

Es gibt von Max Goldt ja den Ratschlag, man möge, wenn man wissen will, wie das Wetter ist bitte keinen Wetterbericht hören, sondern aus dem Fenster schauen. Und wer wissen möchte wie das Wetter morgen ist, der möge morgen aus dem Fenster schauen.

Mindestens ein Gutes hat dieses Verhalten auf jeden Fall: man muss sich nicht von nervigen Radiostationen berieseln lassen oder im TV übermotivierte Wetterentertainer ertragen. Und die Gefahr vom Internet-Wetterbericht abhängig zu werden besteht auch nicht. Ich bin ein Kind der 70er und daher Fan der Tagesschau der Prägung Karl-Heinz Köpke. Sowohl Nachrichten, Fußballergebnisse als auch das Wetter wurden in einem nüchtern sachlichen Ton vorgetragen, sodass einen um 20:15 Uhr bereits eine wohlige Müdigkeit erfasste, mit der man den Tag ruhig abschliessen konnte, egal was passiert war. Ein Teil von mir sehnt sich nach dieser Zeit zurück.

Heute ist jede Nachricht gleich auch eine emotional aufputschende Story. Ein Märchen. Über die beginnende Fußball-EM kann man offensichtlich auch nicht mehr berichten, ohne den Begriff Sommermärchen zu verwenden. Also mir reichen ehrlich gesagt schon die vielen anderen Märchen, die heutzutage verbreitet werden. Ich brauch' nicht noch eins. Obwohl ich ein Fußballmärchen für die österreichische Nationalmannschaft vorhersage. Österreich wird Europameister! Wer wettet dagegen? Um a Eitrige mit an Bugl und Sechzehnerblech?

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Trotz Fußball-EM oder gerade deswegen steht im Stadttheater folgendes Kontrastprogramm an:

Morgen und übermorgen beehren uns Hazmat Modine aus New York. Samstag ab 20:00 Uhr! Sonntag ist Konzertbeginn um 19:00 Uhr.
Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vorher und bietet Restkarten an. Bei Sitzplatzkarten könnte es schwierig werden, aber ggf. sind noch Stehplätze zu ergattern.

Am darauffolgenden Wochenende besucht uns Omer Klein und gibt ebenfalls zwei Konzerte.

Am Samstag, 22.06., heißt das Programm "Firebird". Zusammen mit dem Percussionisten Alexej Gerassimez nehmen die beiden Strawinskys Feuervogel als Ausgangpunkt und wirbeln sich durchs 20.und 21. Jahrhundert! Mit einer ungewöhnlichen Mischung, die ich hier jetzt mal als Rhythm'n'Jazz beschreiben würde. Beginn: 20:00 Uhr.
Man kann sich das Ticket auch sparen und ein Konzert der beiden im Internet anschauen und zwar hier . Und sich gleich auch alles erklären lassen, was das so soll. Kontaktlos sozusagen. Und digital. Und in der Unterhose.... Dabei verpasst man dann aber neben dem echten Liveerlebnis nicht nur meine Anmoderation, sondern auch die Butterbreze vom Herbert im Foyer. Jeder wie er's mog...

Am Sonntag,23.06., dann das Omer Klein Trio mit Special Guest Sebastian Studnitzky, der den Abend im Duo mit Omer Klein eröffnen wird. Beginn: 19:00 Uhr

Sowohl bei Hazmat Modine als auch bei Omer Klein kann man sich auch gleich vom Antisemitismus kurieren lassen. Denn wir hören einen guten Anteil von Jewish Immigration Sound der USA und ein in Israel sozialisiertes Jazz-Trio. Ich finde es hochproblematisch, wenn man jüdische Künstler und Musik aus Israel immer in einen politischen Kontext setzen muss und hauptsächlich zu Gedenkfeiern einlädt. Mir wäre es lieber, es wäre total normal Konzerte mit Künstlern aus Israel zu veranstalten, schlicht, weil sie gute Musik machen. Fertig. Die Einordnung obliegt letztlich immer dem Publikum. Belehrungen und erhobene Zeigefinger sind zu vermeiden. Aber im Jahr 2024 muss man auch Stellung beziehen. Mir ist schon klar, dass man die israelische Regierung kritisieren darf, ich finde sogar muss. Das tun ja auch viele Bürger Israels. In Israel kann man einer rechtsradikal-fundamentalistischen Regierung beim Arbeiten zuschauen. Ich habe großes Verständnis, dass man sich gegen alles wehrt, was diese Chaoten kaputt machen. Vielleicht steht uns diese Scheiße ja auch noch bevor, wenn man sich die Europawahlen so anschaut. Es kocht bei vielen aber etwas hoch, was einen nur mindestens genauso anwidern kann. Zum Beispiel "DJ's for Palestine", "DJ's Against Apartheid", "Ravers For Palestine" usw? Echt jetzt? Nach dem 07. Oktober 2023 und dem Überfall auf einen Rave kommt man nicht etwa auf die Idee sich in Solidarität mit den Veranstaltern, DJ's und Besuchern vom Supernova zu üben. Man rechtfertigt indirekt noch die brutale Gewalt der Hamas und hat irgendwie Verständnis für Terrorismus, Vergewaltigung und Mord, solange die Juden dran sind. Toll! Auch viele Student*Innen haben meiner Meinung nach nicht mehr alle Tassen im Schrank, wenn man meint, man hilft der Welt, indem man Menschen jüdischer Herkunft im Alltag drangsaliert, einschüchtert, erniedrigt oder sogar körperlich attackiert. Und dann sind das auch noch teilweise dieselben, die Achtsamkeit, Gendergerechtigkeit und was weiß ich predigen. Und das folgt dann daraus? ... na dann: Gute Nacht!

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Nach diesem Exkurs in menschliche Abgründe wieder zu etwas Erbaulichem:

Auch dieses Jahr gibt es wieder den Musiksommer im Theatergarten. Wenn die Sommermärchen auserzählt sind und so langsam auch die Sommerferien beginnen habe ich folgendes Unterhaltungsprogram zusammengestellt:

23.07. Inventionis Mater - play Frank Zappa

24.07. Kleischter - Allgäu Rap

25.07. Mulo Francel mit Sven Faller und Paolo Morello

28.07. AnnaMond - Paula, Ich und die Anderen

30.07. Achim Bogdahn & Malva - Unter den Wolken

31.07. The Moonband

03.08. Evelyn Huber

04.08. Andi Haberl - SUN

Tickets zu sehr erbaulichen Tarifen sind ab sofort erhältlich. Im Ticketpreis ist sogar zusätzlich eine Portion Altersdiskriminierung enthalten. Alle unter 30 zahlen die Hälfte. Dabei kommt es aufs echte Alter an, nicht auf das gefühlte....

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Playlist

In unseren Playlisten informieren wir Woche für Woche über die Musik, die bei uns in letzter Zeit unter anderem aus den Lautsprechern kam. Über das was wir so auflegen den lieben langen Tag. Im Gegensatz zu all den Streaming-Playlists besteht unsere Playlist aus Alben und nicht aus einzelnen Songs. Denn wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Kunstform des Musikalbums eine erhaltenswerte ist. Wir spielen viel Neuheiten, aber natürlich greifen wir auch in die Archive. Bei der Playlist verzichten wir aus Zeitersparnis auf Links. Wir gehen mal davon aus, dass sich alle zu helfen wissen, wenn man im Netz mal irgendwo reinhören will. Das meiste ist auf Vinyl und CD erhältlich. Schlussendlich helfen wir bei Fragen auch gern weiter und beantworten alles, egal ob nach dem was, dem wie, warum oder wieviel... und auch wo und wohin...

Broken Chanter - Chorus of Doubt

Bonnie Prince Billy - Hear the Children sing & the Evidence

Hermanos Gutierrez - Sonido Cosmico

Decemberists - As It Ever Was....

Magnus Öström & Dan Berglund - e.s.t. 30

John Cale - Poptical Illusion

John Grant - The Art Of The Lie

Cedric Burnside - Hill Country Love

Sir Oliver Malley & Peter Schneider - Almost There

Beirut - Hadsel

Carlos Niño & Friends - Placenta

Laurent Baradainne - Eden Beach Club

Karate Boogaloo - Hold your Horses

Beth Gibbons - Lives Outgrown

Amsterdam Klezmer Band - Bomba

Imelda May - Tribal

Andrew Bird Trio - Sunday Morning Put-on

Soyuz - Soyuz 2

Lonnie Smith - Afro-Desia

Sonya Cohen Cramer - You've been a Friend to me

Malva - A Soft Seduction Daily

Analog Organism - Organic Temptation

Barcelona Gipsy Balkan Orchestra - 7

Bonny Light Horseman - Keep Me On Your Mind/ See You Free

Truffauts - Refrain

Angela Aux - Spacelarking in the Age Of Spriritual Machines

SUN - I Can See Our House From Here

T-Bone Burnett - The Other Side

Eels - Eels Time

Faber - Addio

John Lee Hooker - Burning Hell

Gavin Harrison - Cheating The Polygraph

Nduduzo Makhathini - Unomkhubulwane

Rain Sultanov - Forgiveness

Oded Tzur - My Prophet

Wanda - Ende Nie