...was soll es bedeuten?

...was soll es bedeuten?

Elektropost vom 02.03.2021

Starten wir heute mit einem aufgeschnappten Kalauer aus der Rubrik: "Neulich in der Gegenwart!": 

Es gibt beim Coronavirus mittlerweile die südafrikanische, die brasilianische und auch die britische Variante. Bei der deutschen fehlen noch Antragsformulare und die entsprechenden Genehmigungen.

Nun aber zu etwas völlig anderem, denn ich weiß nicht was soll es bedeuten? Aber nicht so wie einst Heinrich Heine ratlos vor der Lorelei stand. Es ist noch komplizierter!

Dass wir ausgerechnet in der letzten Woche vor Weihnachten in den Lockdown mussten ist allseits bekannt. Diese letzte Woche vor Weihnachten entscheidet meist darüber ob der Laden ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr hatte oder nicht. In dieser letzten Woche kann es passieren, dass wir Umsätze tätigen, wie sonst in zwei ganzen Monaten. Diese Woche lebt hauptsächlich von Spontankäufen, sprich von Menschen, die sich vor Ort durch unser Angebot wühlen und dann entscheiden, was davon verschenkbar ist. Es setzte zwar umgehend eine Flut von Bestellungen ein, die wir hauptsächlich auf den Versandweg gebracht haben, aber das konnte natürlich bei Weitem nicht an das heranreichen, was eigentlich an Umsätzen zu erwarten und möglich gewesen wäre. Aber das es für einen "Unternehmer" Nullrunden gibt, Jahre in denen man froh ist, wenn man wenigstens kein Geld mitbringen muss, gehört zum Berufsrisiko. Über sowas verliert man eigentlich sonst kein Wort.

Januar und Februar sind im Gegensatz zum Dezember in der Regel ziemlich müde Monate. Das Weihnachtsgeld ist verpulvert. Mit dem neuen Jahr muss man sich erst anfreunden und einsehen, dass die guten Vorsätzen wieder zu nichts taugen bevor es wie gewohnt weiter gehen kann. Der Januar 2021 startete dann auch sehr sehr müde, nahm am Ende aber nicht zuletzt wegen der neuen Notwist noch ordentlich Fahrt auf.

Und dann kam der Februar. Auch hier wuchsen die Bäume nicht in den Himmel. Aber: dieser Februar war im Umsatz stärker als letztes Jahr, als noch keine Pandemie herrschte. Er war auch stärker als vor zwei Jahren. Und auch als vor drei... und weiter zurück traue ich mich gar nicht schauen, denn ich bekomme es mit der Angst zu tun. Was heißt das denn nun genau? In einem Monat, in dem ein Laden nicht eine Minute geöffnet war mehr Umsatz zu machen als vorher? Nun, in erster Linie hieß das ganz schön viel Arbeit. Denn alle Vorgänge, von denen man ja sonst viele en passant einfach an der Kasse erledigen kann, mussten einzeln gebucht, verpackt, verschickt werden. Jeder einzelne Vorgang muss zudem im Zahlungeingang separat verbucht und kontrolliert werden. Auch über viel Arbeit sollte man sich als Selbständiger nie beschweren. Denn schlimmer als viel, ist keine! Aber nochmal: was zum Teufel heißt das? Ich habe ja immer schon behauptet, dass wir nicht in erster Linie von der "Laufkundschaft" leben. Dass es einmal so drastisch bewiesen werden würde, daran war aber nicht zu denken. Nicht vergessen möchte ich natürlich, mich in erster Linie zu bedanken. Für die Treue zum Laden auch in der Diaspora! Aber noch verblüffender ist, dass es uns offensichtlich gelang, selbst im Lockdown viele neue Kunden zu gewinnen. Auch darüber freuen wir uns natürlich sehr!

Nun fragen wir uns, wie es von hier an weitergeht? Bleibt alles auf diesem Niveau? Oder brechen diese Umsätze gar wieder weg sobald wir ganz normal öffnen? Sind es "nur" Solidaritätsumsätze in harten Zeiten? Wieviel Versand wird uns bleiben? Wie bewältigen wir das, wenn gleichzeitig wieder offen sein soll? Schon im Frühjahr nach dem ersten Lockdown blieb die Mailorderkomponente extrem stark. Das dies nochmal mehr werden wird, darauf deutet hin, dass der überwiegende Teil unserer Lieferungen ihr Ziel außerhalb Landsbergs, außerhalb des Landkreises und gar nicht selten in Entfernungen von mehreren hundert Kilometern hat. Welchen Stellenwert hat die "Laufkundschaft" überhaupt noch? Dazu muss man wissen, dass auch vor der Pandemie in der Altstadt oft gähnende Leere herrschte, außer da wo Eis verkauft wird. Dort bilden sich schnell lange Schlangen. Allerdings nur bei entsprechender Witterung. Sonst ist auch dort die Hose meist tot! Was für Gründe könnte es geben, dass zumindest diese bescheidene Frequenz wiederkehrt? Und was fangen wir an mit "Laufkundschaft", die beim Blick in unser Schaufenster nur Bahnhof versteht?

Das wir deutschlandweit Kundschaft gewinnen, liegt wohl leider an einer insgesamt unschönen Entwicklung. Es gibt immer weniger gut sortierte Läden. (ich behaupte jetzt mal ganz unbescheiden, dass wir einer sind).

Ok! Situation ausreichend erklärt! ... aber ich brauche jetzt wirklich Unternehmensberatung. Und bitte auf gar keinen Fall von einem professionellen Unternehmensberater, es sei denn er versteht sich als Kunde. Liebe Kundschaft, Ihr müsst uns helfen.

Ich habe Fragen!

Habt Ihr vor, unseren Versandservice auch weiterhin, zumindest hin und wieder zu nutzen, auch nach der Pandemie?

Wie gefällt Euch der Gemeindebau und hättet Ihr was dagegen, wenn wir den noch etwas ausbauen?

Ich will keinen schnöden anonymen Webshop, in dem nur "geclickt und delivered" wird. Ich möchte auch "im Internet" soviel persönlichen Austausch wie möglich! Aber wollt Ihr das auch weiterhin so, oder wünscht Ihr Euch doch auch von uns mehr Automatisierung?

Ich will auch weiter einen Laden! Aber könntet Ihr Euch damit anfreunden, wenn der Laden in Zukunft vielleicht nur noch Donnerstag, Freitag und Samstag auf hätte?

Wir sehen ganz klar, dass wir unser Sortiment nicht nur auf den Zufall vor Ort abstellen dürfen. Kommt heut jemand oder kommt wieder keiner? Hat wieder niemand die David Bowie Rarität gefunden, für die bei Amazon bereits das Dreifache bezahlt wird? Sowas können wir uns in Zukunft sicher nicht mehr leisten. Das Netz bietet die Möglichkeiten dazu. Das alles ist nichts Neues. Aber es geht jetzt tatsächlich darum, den richtigen Weg zu finden. Mehr Netz wagen, aber nicht zuviel davon. Weniger Abhängigkeit von den Gesetzmäßigkeiten der Altstadt. Aber auf keinen Fall das aufgeben, was uns im Kern ausmacht. Wie schaffen wir das?

Im Gemeindebau stehen übrigens wieder haufenweise Neuheiten, auch zum Vorordern. Zu Bestellen kann man den Merkzettel benutzen, muss man aber nicht. Geht auch über alle üblichen Kanäle.

Und danke auch nochmal an alle Mutigen, die sich 25er Pakete haben schicken lassen. Ich gebe zu, gerade gegen Ende ist schon auch ziemlicher Schrott verbaut worden. Aber ich bin mir sicher, dass in jedem Paket sich unabhängig von den persönlichen Präferenzen jeweils mindestens vier bis fünf Sachen finden, die sehr ok sind. Wie gesagt: Preis zum Selbstbestimmen. Und keine Hemmungen! Wir nehmen's sportlich! Am Ende kann man mit den Silberlingen ja immer noch formidable Mobiles bauen.

Die Dylan "1970" und die neue Willie Nelson "That's Life" sind nun mit etwas Verspätung auch eingetroffen. Die Vorbestellungen sind alle verschickt! Und dank Digitalisierung kam nun die Lieferung gleich doppelt. Wir haben also nichts gegen weitere Hilfen beim Bestandsabbau.