All You Need Is Love

All You Need Is Love

Elektropost vom 29.11.2019

Heute also der langerwartete RSD Black Friday, der kleine Record Store Day. Ich rate wie immer zu erhöhter Gelassenheit, denn es hat ja schon fast Tradition, dass einige für diesen Tag angekündigte Schallplatten dann doch etwas später eintreffen als geplant. So ist es auch diesmal. Ein paar Sachen befinden sich noch on the road, und die Versuche, Ware aus USA bzw. England zu bekommen, sind auch noch nicht abgeschlossen. Reinschauen lohnt natürlich trotzdem, was sollte ich auch anderes sagen? Denn, wie heisst die oberste Lebensweisheit? Geld allein macht nicht glücklich! Man muss schon Schallplatten kaufen!

In diesem Jahr fallen Plattenladenwoche und Black Friday in eine Woche, quasi aus Solidarität. Dies ja alles nur um daran zu erinnern, dass ein Leben ohne Plattenläden zwar denkbar ist, aber im Grunde doch vollkommen sinnlos wäre.

Vinyl lebt ja wieder. Dafür wird jetzt die CD für tot erklärt. Interessant dabei ist, dass weltweit immer noch mehr CDs über den Ladentisch gehen als Schallplatten. Dahinter steckt natürlich auch Kalkül. Die Musikindustrie möchte die CD loswerden, besser noch jede Form von physischem Tonträger. Jetzt muss man etwas präzisieren. Vielleicht nicht unbedingt die Musikindustrie, denn diese würde sich bzw. sehr vielen ihrer Mitarbeiter ja den eigenen Ast absägen. Aber wem gehört eigentlich die Musikindustrie? Wer Lust hat dem erzähl ich das gern mal in trauter Runde. Ist aber kein Geheimnis. Der Marktführer Universal Music zum Beispiel gehört voll und ganz zu Vivendi.

Der entfesselte Marktliberalismus führt in allen Bereichen zu Monopolisierungen, allenfalls Scheinwettbewerb und defintiv dazu, dass immer weniger Menschen immer größere Anteile vom Kuchen beanspruchen, während der Rest von Staatsgeldern leben soll. Und das wo der Anarchokapitalismus doch gar keine Staaten braucht, schon gar keine Wohfahrtsstaaten. Rettung versprechen derzeit Leute wie "Bernd" Höcke, Marine LePen, Nigel Farage oder Mateo Salvini. Wie sagte Nina Hagen einst: "...da wird mir übel....."

Das allseits beliebte Unternehmen Spotify wird übrigens neben der Musikindustrie von sympathischen kleinen Investoren wie Goldman Sachs, Black Rock, Coca Cola u.a. am Leben gehalten. Und zwar so lange bis ein noch kleinerer Investor kommt und das Ding kauft, damit sich dieses Investment auch rentiert. Und rentieren wird es sich nur als Monopol. Dieses Wort assoziiere ich als "Boomer" eher mit finsterstem Kommunismus. Aber wahrscheinlich bekomme ich nur das Wording nicht richtig hin. Ist auch egal, denn wir sind ja eh bald alle weg... ciao ciao bambini.... no future!

Lest aber vorher das vielleicht beste Buch, das je über Musik geschrieben wurde. Zumindest ist es in unserer Zeit das wichtigste Buch über Musik, das ich kenne. Es stammt von einem gewissen David Byrne und heisst auf deutsch "Wie Musik wirkt".

Wem dieses Buch insgesamt zu positiv ist, und wer es gerne noch politischer und schmerzhafter hätte, dem empfehle ich Bertold Seligers Bestandsaufnahme der Konzertbranche: "Vom Imperiengeschäft"!

Diese Bücher gibt´s auch bei uns im Plattenladen. Man kann sie natürlich auch bei Amazon bestellen und sich bei mir bedanken, zum Beispiel in Form eines feuchten Händedrucks.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass unser Finanzminister Olaf Scholz die nächsten Wochen in einer Würstelbude am Weihnachtsmarkt seiner Wahl verbringen sollte und die Bonpflicht, die sein Ministerium erfunden hat, dort eigenhändig durchsetzt. Eine vertrauensbildende Maßnahme sozusagen!

Der Landsberger Weihnachtsmarkt startet heute. Je nach persönlicher Veranlagung kann dies als frohe Botschaft oder als Drohung verstanden werden. Wir bleiben jedenfalls neutral.

Denn: All You Need Is Love!